Karfreitag 2020

Gedanke für den Tag

Jesus am Kreuz steht im Mittelpunkt des Karfreitags. Jesus hat durch das Kreuz die Welt und uns erlöst. Das Kreuz selbst als Symbol ist zum Erkennungszeichen des Christentums geworden. Wo es wahrgenommen wird, ist es oft Anlass zum Streit, wie weit es in der Öffentlichkeit einen Platz haben darf.

Ich möchte Sie einladen das Kreuz heute nicht nur als Marterwerkzeug und als Schandpfahl zu betrachten. Wir sehen zwei Linien, eine aufsteigende und horizontale, quer liegende, die sich überschneiden, kreuzen. Eine aufsteigende Linie weist nach oben, verbindet Himmel und Erde. Christus hat uns einen neuen Zugang über diese Welt hinaus zum Vater eröffnet. In ihm hat die Liebe Gottes ein Gesicht bekommen, er hat sie in seinen Taten deutlich gemacht. Ein wirksames Zeichen dafür sind die Sakramente: Sie greifen reale Vorgänge unseres Alltags auf, um das Wirken der Gnade zu verdeutlichen. So öffnen sie unseren Alltag auf Gottes wirken hin.

Quer dazu liegt die vertikale Linie. Sie kann uns zum einen erinnern an alles, was in unseren Leben quer liegt, was die aufsteigende Linie zu blockieren scheint, was uns bremst, belastet, niederhält. Aber all dies wird in der aufsteigenden Linie auch aufgefangen, angehoben. In den romanischen Kreuzesdarstellungen ist Jesus nicht ins Kreuz hinein genagelt, sondern er breitet die Arme aus auf uns hin.

Andacht zum Karfreitag

In Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Gebet

Allmächtiger, ewiger Gott,
durch das Leiden deines Sohnes
hast du den Tod vernichtet,
der vom ersten Menschen
auf alle Geschlechter übergegangen ist.
Nach dem Gesetz der Natur tragen wir
das Abbild des ersten Adams an uns;
hilf uns durch deine Gnade,
das Bild des neuen Adam in uns auszuprägen
und Christus ähnlich zu werden,
der mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.

Lesung
(Jesaja 52, 13-53, 12)

Seht, mein Knecht hat Erfolg.
Er wird groß sein und hoch erhaben.
Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen.
Jetzt aber setzt er viele Völker in Staunen, Könige müssen vor ihm verstummen. Denn was man ihnen noch nie erzählt hat, das sehen sie nun; was sie niemals hörten, das erfahren sie jetzt.
Wer hat unser Kunde geglaubt? Der Arm des Herrn – wem wurde er offenbar?
Vor seinen Augen wuchs er auf wie ein junger spross, wie ein Wurzeltrieb aus trockenem Boden.
Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so dass wir ihn anschauen möchten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm.
Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut.
Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet;
Wir schätzten ihn nicht.
Aber er hat unsere Krankheiten getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen.
Wir meinten, er sei von Gott geschlagen,
von ihm getroffen und gebeugt.
Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen,
wegen unserer Sünden zermalmt.
Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg.
Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen.
Er wurde misshandelt und niedergedrückt,
aber er tat seinen Mund nicht auf.
Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft,
doch wen kümmerte sein Geschick?
Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten
Und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen.
Bei den Ruchlosen gab man ihm sein Grab,
bei den Verbrechern seine Ruhestätte,
obwohl er kein Unrecht getan hat und
kein trügerisches Wort in seinem Mund war.
Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen Knecht,
er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer hingab.
Er wird Nachkommen sehen und lange leben.
Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen.
Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht.
Er sättigt sich an Erkenntnis.
Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht;
Er lädt ihre Schuld auf sich.
Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen,
und mit den Mächtigen teilt er die Beute,
weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen ließ.
Denn er trug die Sünden von vielen
und trat für die Schuldigen ein.

Kurzer Moment der Stille

Fürbitten

Als Christen sind wir dem Weg Jesus verpflichtet, einem Weg, der in Leiden und Tod führte, dem Weg, auf dem Gott zu finden ist. Darum wollen wir die Not und das Leid der Welt, unsere Anliegen und die aller Menschen, im Gebet vor Gott tragen.

  • Unfrieden und Krieg, Rivalitäten und Konflikte zwischen Völkern und Volksgruppen verursachen unendliches Leid, ziehen ein Spur von Tod, Vernichtung, Vergewaltigung und bleibendem Unrecht hinter sich her.Erbarme dich unser, o heiliger Gott.
  • Die Ungleichheit der Chancen zwischen reichen und armen Ländern, zwischen Nord und Süd, West und Ost, verursachen Flucht und Armut. Menschen mit gleicher Würde werden ungleich behandelt. Unter dem wirtschaftlichen Druck zahlen Frauen und Kinder einen hohen Preis.Erbarme dich unser, o heiliger Gott.
  • Unsere gesellschaftlichen Probleme drohen überhand zu nehmen. Immer mehr Menschen verlieren ihre Arbeit. Immer mehr Menschen werden mitten unter uns an den Rand gedrängt, verarmen. Immer mehr Jugendliche suchen einen Fluchtweg in Gewalt, Radikalität und Drogen, alte und behinderte Menschen werden abgeschoben und missachtet.Erbarme dich unser, o heiliger Gott.
  • Die uns anvertraute Schöpfung Gottes ist bedroht, Luft, Wasser, Böden werden verschmutzt und vergiftet, natürliche Lebensgrundlagen ausgebeutet. Kommende Generationen haben schwer an den Folgen zu tragen.Erbarme dich unser, o heiliger Gott.
  • Unsere jüdischen Geschwister im Glauben versuchen wie wir als Gemeinde Jesu, als Kirche, allen inneren Zerreißproben zum Trotz, den Glauben an den Gott des Lebens an die nächste Generation weiterzugeben und selber lebendige Zeugen zu sein.Erbarme dich unser, o heiliger Gott.
  • Wir selber stehen oft vor ausweglosen Situationen, begegnen Menschen in Not, in Krankheit, werden von Sorgen erdrückt, sind herausgefordert vom Schicksal des Todes.Erbarme dich unser, o heiliger Gott.

Vater Unser